KAPITEL I
Lustvoll bewegen statt pflichtbewusst turnen
Willkommen
Wie die Atemfreude entstand
Mehr als Gymnastik für Senioren
Wer besucht die Atemfreude? Vier exemplarische Teilnehmende stellen sich vor
Spielerisch mit SeniorInnen – gelingt das? Erfahrungen aus der Praxis
KAPITEL II
Die Atmung – Welche Organe sind beteiligt, wie funktioniert sie?
Die Funktionen der Atmung
Die Atemorgane
Das Atemvolumen
Der Weg des Atems
Risiken während der Atemübungen
KAPITEL III
Grundprinzipien der Atemfreude
Gleichberechtigtes Miteinander erleben
Freude an der Bewegung spüren
Positive Erinnerungen aktivieren
Den Moment genießen
Körper und Seele verbinden
KAPITEL IV
Aufbau der Atemfreude
Den ganzen Körper in Bewegung bringen
Die Atmung vertiefen und verlängern
Atemwahrnehmung
Singen als Höhepunkt aus vertiefter Atmung und Wohlklang im Gemeinschaftserlebnis
Ein philosophischer Impuls als Abschiedsgeschenk
KAPITEL V
Das Bühnenbild
Wozu dient das Bühnenbild?
Aufbau des Bühnenbilds
KAPITEL V
Vom Stundenentwurf zur Durchführung
Praktische Tipps für die Kursleitung vor der Stunde
Ablauf einer exemplarischen Atemfreude
Zeitmanagement
Materialien
KAPITEL VII
Praktischer Teil des Buchs: Die Stundenkonzepte
Im Freibad / am Badesee
Frühlingsputz im ganzen Haus
Am Meer
Im Zirkus
Auf dem Bauernhof
Auf der Blumenwiese
Geburtstag feiern
Ausflug in den Zoo
Unterwegs im Zug
Unterwegs mit dem Flugzeug
Auf dem Wochenmarkt
Im Künstler-Atelier
Advent und Weihnachten
Silvester
KAPITEL VIII
Übungssammlung nach ihrem therapeutischen Ziel
Generelle Übungen für den ganzen Körper
Recken und Strecken des ganzen Körpers
Verbesserung der Durchblutung in den Füßen, Förderung eines guten Bodenkontakts
Lockerung der Knie für eine gute Aufrichtung
Training des Rückens
Förderung des Gleichgewichts
Beweglichkeit des Beckens
Training des Zwerchfells und der Bauchmuskulatur
Dehnung und Öffnung des Brustkorbs
Lockerung von Schultern und Nacken
Übungen für die Gesichtsmuskulatur und den Mundraum
Stimmübungen
Anhang
Literaturverzeichnis
Quelle der Bilder
Danksagungen
Zur Autorin
Ihr exklusiver Bonus an Informationen!
Ergänzend zu diesem Buch bietet Ihnen Altenpflege Bonus-Material zum Download an. Scannen Sie den QR-Code oder geben Sie den Buch-Code unter www.altenpflege-online.net/bonus ein und erhalten Sie Zugang zu Ihren persönlichen kostenfreien Materialien!
Buch-Code: AH1100
Herzlich willkommen heiße ich alle Personen, die in der Betreuung und Therapie von SeniorInnen arbeiten. Dabei möchte ich SozialpädagogInnen und AltenpflegerInnen ebenso ansprechen wie LogopädInnen, PhysiotherapeutInnen und ErgotherapeutInnen. Auch die Fachkräfte, die im Quereinstieg zur Beschäftigung mit alten Menschen gefunden haben, hatte ich beim Schreiben dieses Praxisbuchs vor Augen.
Die Theorie ist so knapp und verständlich wie möglich zusammengefasst. Das Buch soll dazu einladen, hochaltrigen Menschen spaßbetonte Gymnastik anzubieten und dabei den Atem zu vertiefen. Bereits das Lesen soll Lust auf die Umsetzung wecken. Entsprechend reduziert sind fachspezifische Diskussionen, um möglichst viele praktische Ideen und komplette Stundenentwürfe weiterzugeben, die mit geringem Arbeitsaufwand direkt umgesetzt werden können.
Das Kapitel über den Atem und seine Funktionsweise stellt die Grundlagen dar, um ein Verständnis für einen der wichtigsten Motoren unseres Körpers zu entwickeln. Dabei verzichtet das Buch bewusst auf Fachwörter und lateinische Bezeichnungen von Muskeln und Knochen, um ein grundlegendes Verständnis auch für fachfremde Personen schnell zu ermöglichen.
Das Konzept der Atemfreude soll das Verbindende für alle sozialen und therapeutischen Fachrichtungen in den Vordergrund stellen: Zwischen den Berufsgruppen, die mein Konzept lesen, ebenso wie zwischen der Anleitenden und den anwesenden SeniorInnen. Daher ist der Text in der „Wir“-Form verfasst. Damit meine ich die LeserInnen und mich, die wir gemeinsam das Wohl der SeniorInnen in den Mittelpunkt stellen. Auch die Gruppenstunden leben vom Wir-Gefühl und von der Basisdemokratie: Jede neue Bewegung der Teilnehmenden wird aufgenommen, jeder Kommentar fließt direkt in die Moderation ein.
Wie die Atemfreude entstand
Um zu erklären, wie sich das Konzept entwickelte, stelle ich mich und den Weg der Atemfreude vor: Sechs Jahre lang arbeitete ich in einer logopädischen Praxis. Da ich die Arbeitsbedingungen als sehr unbefriedigend erlebte, suchte ich nach einer Möglichkeit, meine Begabungen umfassender einzubringen. Ich kündigte und nahm mir Zeit, meine Lebensträume und Berufswünsche ganz neu zu erforschen. Schnell wurde deutlich, dass ich gerne Menschen zusammenbringe und mit ihnen gemeinsam positive Momente gestalte. Nach zwei Jahren selbstständiger Tätigkeit in vier Eventagenturen lernte ich auf einem Seminar eine Quereinsteigerin kennen, die in der sozialen Betreuung einer Seniorenresidenz arbeitete. Dort entdeckte ich einen großen Spielraum an Möglichkeiten. Zu Beginn meiner Tätigkeit Stand das Interesse der BewohnerInnen und Kolleginnen an meinem logopädischen Fachwissen sehr im Vordergrund. Daraus entstand die Idee, in einem wöchentlichen Angebot Bewegung und Atmung miteinander zu verbinden. Weder vor Ort noch in der Fachliteratur fand ich entsprechende Konzepte. So entwickelte ich die Atemfreude, um spielerisch und indirekt den Atem zu vertiefen. Eine begleitende Geschichte motiviert zum Mitmachen und hält durch den „roten Faden“ der erzählten Handlung die Konzentration der Teilnehmenden aufrecht. Besonders Menschen mit Demenz profitieren von der anschaulichen Anleitung, die greifbarer und intuitiver ist als gymnastische Anweisungen für einzelne Körperteile.
Mehr als Gymnastik für Senioren
Sitzen, sitzen, sitzen: Ein Großteil des Tages von SeniorInnen besteht aus sitzen. Während der Mahlzeiten, vor dem Fernseher, beim Zeitunglesen, in der Tagespflege oder dem Betreuungsangebot des Seniorenheims. Dabei sinken die Schultern nach vorn, der Nacken versteift, der Brustkorb verengt sich und der Rücken entwickelt eine runde und krumme Haltung. Wer unterwegs ist, schiebt meist einen Rollator vor sich her: Mit vorgewölbten Schultern und einer gestauchten Wirbelsäule.
„Drei Dinge braucht der Mensch: Eine Höhle, eine Spielwiese und ein Morgenrot.“
Sprichwort
Dagegen hilft Gymnastik, die von offenen Kursen in Stadtteilzentren bis zur vollstationären Abteilung angeboten werden. Wegen Schmerzen, Kreislaufproblemen, Rheuma und Arthritis „pausieren“ viele hochaltrige Personen und besuchen „nur heute“ den Sportkurs nicht. So ziehen die Wochen ins Land, während die Kondition abbaut und die Befürchtung wächst, zwischen all den „Sportlichen“ eine schlechte Figur abzugeben. So verraten es mir Betroffene, bei denen ich frage, wann wir uns wieder in der Atemfreude sehen. Innerhalb weniger Monate scheint die Hemmschwelle unüberwindlich hoch, die Anforderungen der Gymnastikstunde erfolgreich zu meistern.